Übe täglich - Gedicht

Übe täglich - Gedicht

Achtsamkeit kommt von achten, aufmerken, überlegen, nachdenken.
Ich handle überlegt, aufmerksam, bewusst.
Ich bin ganz bei dem, was ich tue.
Ich weiss um das, was ich tue.
In meinem Tun bin ich mit all meinen Sinnen dabei.
Da sind der Leib und der Geist in gleicher Weise tätig.
Achtsam sein heisst auch, dass ich in jedem Augenblick ganz gegenwärtig bin.
Ich spüre das Geheimnis des Augenblicks, das Geheimnis der Zeit, das Geheimnis meines Lebens.
Und ich bin mit vollem Wissen und klarer Überlegung bei dem, was ich tue, was ich berühre, womit ich arbeite.
Ich nehme bewusst und achtsam mein Handwerkszeug in die Hand, meinen Kugelschreiber, meinen Autoschlüssel.
Ich gehe behutsam mit meinem Computer um.
Ich bin in meinen Sinnen, in meinem Leib.
Ich nehme wahr, was sich in mir regt, aber ohne ängstlich zu grübeln, ob diese oder jene Regung in meinem Leib auf eine Krankheit hinweist.
Ich gehe achtsam.
Ich bin in meiner Bewegung, in jedem Schritt.
Ich spüre meinen Leib, meine Muskeln, meine Haut.
Natürlich kann ich nicht jeden Augenblick bewusst leben.
Das wäre wieder eine Überforderung.
Aber es ist eine gute Übung, täglich einige Zeit bewusst in dieser Achtsamkeit zu leben.

 

Anselm Grün
(Das kleine Buch vom wahren Glück)   ISBN 3-451-07007-3

 

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